26 Jan Hochzeit Schweiz vs. Italien
Hochzeiten sind etwas wunderbares und der schönste Tag im Leben kann auf so unterschiedliche Weise gefeiert werden. Da ich Schweizerin mit süditalienischen Wurzeln bin, hat mich besonders interessiert, wie die Schweizer zum einen und die Italiener zum anderen Hochzeit feiern. Von diesen besonderen Eigenheiten möchte ich Euch heute in diesem Blog-Beitrag berichten!
Typische italienische Traditionen bei Hochzeiten sind vielfältig und sehr beliebt. Die Italiener lieben die Liebe und eine Hochzeit ist auch für mein italienisches Herz eines der emotionalsten Feste.
Tief romantisch und äußerst traditionell ist das Liebeslied, Serenata genannt, das der Bräutigam seiner Braut am Abend vor der Trauung oder als Antrag vorsingt. Die Braut antwortet mit einem offenen oder geschlossenen Fenster.
Im hochkatholischen Süd-Italien ist es üblich, in der Kirche zu heiraten. Freie Hochzeiten, die bei uns mehr und mehr zunehmen, sind eher die Ausnahme. Das Standesamt ist dennoch Pflicht – ebenso dort, wie in der Schweiz – doch die Kirche in Italien hat die Freiheit, auch diese Zeremonie zu übernehmen, was „Konkordatsehe“ genannt wird.
Traditionsreiche italienische Hochzeiten sind aber auch mit einigen abergläubischen Brauchtümern bestückt. Hochzeiten werden beispielsweise an bestimmten Tagen gefeiert oder eben nicht. Der Sonntag ist im christlichen Italien daher der heilige Tag für die erste Hochzeit, Dienstage und Freitage hingegen bringen Unglück. Auch der Weg zur Kirche, der zu Fuß durch den Ort stattfindet, ist mit einem kleinen Hindernis-Parcours gepflastert, ein Sinnbild für die gemeinsam zu überwindenden Hindernisse im Leben. Das kennen auch die Schweizer beim Spalierstehen, wenn sie einen Tunnel bilden, durch den das Brautpaar hindurch finden muss, um danach einen Baumstamm zu zersägen.
Noch am Tag vor der Hochzeit trägt die italienische Braut traditionellerweise Grün, das für Fruchtbarkeit steht. Am Hochzeitstag liebt sie, wie die Schweizerin, ein weißes Hochzeitskleid und ist mit einem symbolischen Schleier der Unschuld verhüllt. Das Zerreißen des Schleiers beschert Glück. Ganz im Gegensatz zu goldenem Schmuck, denn dieser wird in Italien deswegen erst nach der Trauung getragen.
Übrigens: Dass Scherben Glück bringen, wissen die Italiener ebenso wie die Schweizer. Nur der Zeitpunkt unterscheidet sich, denn in der Schweiz wird Porzellan am Polterabend vor der Trauung und in Italien Glas nach der Zeremonie zerschmettert.
Die Hochzeitsdekoration einer italienischen Hochzeit ist ein mediterranes Blütenmeer. Dieses zeigt sich auch auf den langen Bankett-Tischen. Beim bis zu zehn-gängigen Menü kann davon ausgegangen werden, schon nach der Vorspeise (Antipasto), die in der Schweiz Apéro genannt wird, satt zu sein.
Die kreativen Bonbonieren mit Hochzeitsmandeln (Confetti) als Mitgebsel dürfen ebenso in keinem Fall fehlen. „La Dolce Vita“ eben – das süße Leben – und ein weiterer Aberglaube: Denn auch sie verheißen ein langes, glückliches Leben. Die Schweizer haben diese Tradition übernommen und verschenken fünf Mandeln für Gesundheit, Glück, Fruchtbarkeit, Wohlstand und ein langes Leben. Etwas seltener geworden sind die Schweizer Feuersteine, kunterbunte Bonbons, die an Kinder verteilt und verstreut werden. Ursprünglich sollte mit diesen die Braut vom Dorf freigekauft werden. Die Schweizer praktizieren zudem das Ritual der Morgengabe, bei der das Brautpaar sich am nächsten Morgen mit etwas Persönlichem beschenkt.
Italienische Gäste sind übrigens ein störrisches Völkchen, denn sie fordern das Brautpaar ständig mit „Bacio!“-Rufen zum Küssen auf. Dafür sind Spiele auf italienischen Hochzeiten eher unüblich oder sehr dezent, was möglicherweise auch an ihrer konservativen Einstellung liegen mag. Doch wo auch immer gefeiert wird – das Fest wird unvergesslich und das Brautpaar wird mit Glück und Segen überhäuft!